Bodylanguage

Ein paar Wochen oder vielleicht auch Monate nach meinem Unfall machte ich eine wahnsinnig interessante Entdeckung an meinem eigenen Körper. Ich lag im Bett, eine fette Decke über mir, als sich auf einmal etwas unter der Decke bewegte. Im ersten Moment dachte ich, ich würde träumen oder mir irgendwas einbilden. Irgendwann bewegte es sich aber wieder. Mein Fuß oder meine Zehen bewegten sich einfach so, ohne dass ich es kontrolliert oder willentlich ausgeführt habe. Abgefahren! Ich konnte es mir nicht erklären. Innerlich freute ich mich aber.
Im nächsten Moment berichtete ich natürlich einem Arzt von meiner neuen Beobachtung. Voller Erwartung etwas Gutes zu hören, saß ich nun da. Der Arzt sagte zu mir, dass das eine Spastik ist. Sie ist weder positiv noch negativ. Ja, und mehr auch nicht. Aber wenigstens hatte ich jetzt einen Anhaltspunkt zum googlen – SPASTIK

“Die spastische Lähmung wird auch als Spastik oder Spastizität bezeichnet. Ausgelöst durch eine Schädigung des Gehirns oder des Rückenmarks ist hierbei die Eigenspannung der Skelettmuskulatur erhöht. Eine Spastik ist keine Krankheit, sondern ein Symptom einer Erkrankung des Zentralen Nervensystems (ZNS).“

Ja, und das sagte mir Google. Erst nach und nach verstand ich wie, wo, warum und was überhaupt in meinem Körper vor sich geht.
Bei jedem ist die Spastik unterschiedlich ausgeprägt. Manche brauchen Medikamente, weil sonst die Beine nicht ruhig bleiben würden. Andere haben keine Spastik.
Ich mag meine Spastik. Ich nehme keine Medikamente, weil ich mich freue, wenn sich meine Beine ab und zu mal bewegen. Nur so merke ich, dass sie überhaupt noch zu mir gehören. Außerdem ist es manchmal auch sehr lustig. Mittlerweile weiß ich was ich machen muss, um eine Spastik auszulösen. Ich reagiere zum Beispiel auf Berührung an meinem Bauch und an den Oberschenkeln. Auch wenn ich meinen Bauch anspanne, bewegen sich meine Beine. Es sieht dann so aus, als würden meine Zehen winken. Irgendwie Wahnsinn. Das ganze geht am besten, wenn ich auf meinem Rücken liege oder meine Bein lang ausgestreckt habe. Im Sitzen passiert sowas eher selten. Darüber bin ich auch froh.Ich glaube es wäre sehr hinderlich, wenn mein Fuß oder Bein ständig zappeln würde, wenn ich unterwegs bin. Neben den Beinen ist auch mein Bauch betroffen. Das ist weniger schön. Hier ist es oft unangenehm! Auch innere Organe können durch diese Krämpfe betroffen sein. Bei mir zum Beispiel meine Blase.
Hierfür nehme ich Tabletten. Alles, was ich nicht äußerlich sehe, und mehr oder weniger kontrollieren kann, ist für mich irgendwie unheimlich. Hier vertraue ich dann doch lieber auf die Ärzte und nehme etwas dagegen. Sonst bin ich gegen Medikamente.

In den vielen Monaten habe ich herausgefunden, dass die Spastik zum Beispiel stärker wird, wenn ich Schmerzen habe. Auch wenn es draußen kalt ist, krampft es öfters. Ich finde es jeden Tag aufs Neue beeindruckend und verstehe nicht, warum sich der Körper sowas nicht merken kann. Wieso kann er diese Bewegungen nicht speichern und wiederholen? Mein Körper ist viel spannender geworden als vor dem Unfall, auch wenn ich jetzt viel weniger kann.

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