Ausgeliefert!

Ich bin aufgewacht und konnte mich auf einmal nicht mehr bewegen. Meine Beine fühlen sich an wie Beton. Mein Bauch spannt. Es kommt mir so vor, als hätte jemand ein Band ganz fest unter meiner Brust zusammengeschnürt.
Obwohl ich nichts fühle, fühlt es sich komisch an. Ich kann es einfach nicht beschreiben.
Von jetzt auf gleich war ich anderen Menschen so ausgeliefert wie schon lange nicht mehr. Man kann sich nicht vorstellen, was das für ein Gefühl ist. Hilflos und wahnsinnig erniedrigend! Schrecklich! Anfangs konnte ich nichts alleine. Weder mein Trinken in der Hand halten noch alleine essen oder meine Zähne putzen. Ständig musste ich eine Schwester oder meine Familie um Hilfe bitten. Zum kotzen!
Das schlimmste aber ist, sich im Bett nicht selbst drehen zu können. Man versucht sich zu bewegen, nimmt Schwung und nichts passiert auch nur ansatzweise. Wie ein Baby musste ich das nochmal neu lernen. Es ist schon fast peinlich darüber zu erzählen.

Aufstehen, Frühstück, Therapie …  plötzlich war alles geregelt.  Alles wurde für mich geplant und nichts konnte ich wirklich individuell entscheiden. Ich war gefangen in meinem Bett und musste mehr oder weniger alles über mich ergehen lassen. Ärzte, Pfleger, Schwestern … ich war allen ausgeliefert und musste ihnen vertrauen.
Ich hasse es so abhängig zu sein und noch so viel Hilfe zu benötigen. Zwar wird es von Woche zu Woche besser, trotzdem wird es nicht mehr so sein wie vorher.
Wie komme ich in unser Haus? Wie komme ich zu meinen Freunden in die Wohnung? Wie komme ich an den See wenn alle baden gehen?  Wie soll das alles funktionieren? Fakt ist, ganz ohne Hilfe wird das nichts. Ich weiß, dass ich mich immer auf meine Familie und Freunde verlassen kann, trotzdem will ich doch auch mal was alleine schaffen. Es ist einfach verdammt scheiße und wenn ich genau drüber nachdenke, könnt ich nur heulen. Deshalb denke ich nicht so oft drüber nach, lebe nur von Tag zu Tag und lasse das ganze auf mich zukommen. Es wird alles schon irgendwie gehen … es muss!!

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Ein Kommentar

  1. Peggy

    Ach je , ja das glaub ich. Der Gedanke noch mal von vorn beginnen zu müssen und so abhängig von anderen Menschen zu sein, ist furchtbar. Man kann einfach nur da sein, für sein Kind.
    Dein Papa sagt immer, dass er sehr froh und stolz ist, wie Du das alles meisterst.
    Ich habe letztens einen Bericht gesehen, da war ein junger Mann so in Deinem Alter im Kriegsgebiet sehr schwer verletzt wurden – sozusagen vom Kopf an und lag da schonen Wochen in einen Zelt.
    Ohne sich bewegen zu können. Niemand hat sich gekümmert bis ein Schweizer Arzt von seinen Schicksal erfahren hat und ihn in die Schweiz hat ausfliegen lassen, über eine Hilfsorganisation.
    Keine Angehörige waren in seiner Nähe.

    Vielleicht tröstet Dich das irgendwie ein klitzekleines bisschen, das man sich sehr gut um dich kümmert und Deine Familie immer für Dich da sein kann.
    Ich habe heute eine kleine Geschichte für Dich LG Meine

    Eine Legende aus der Sahara erzählt, dass ein missgünstiger Mann in einer Oase eine besonders schöne, junge Palme heranwachsen sah. Da er von Neid auf alles Junge, Hoffnungsvolle erfüllt war, wollte er die schöne Palme verderben. Er nahm einen schweren Stein und legte ihn mitten auf die junge Krone. Der junge Baum schüttelte sich, aber es gelang ihm nicht, den Stein abzuwerfen. Da entschloss er sich, mit der Last zu leben. Er grub seine Wurzeln tiefer in die Erde, sodass die Äste kräftig genug wurden, den schweren Stein zu tragen.

    Nach Jahren kam der Mann zurück, um sich an dem verkrüppelten Baum zu erfreuen. Aber er suchte ihn vergebens. Die Palme, inzwischen zur größten und stärksten der ganzen Oase herangewachsen, sagte zu dem Mann: „Ich muss dir danken, deine Last hat mich stark gemacht!“

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