Auf der Anklagebank

Mein Wecker hat schon lange nicht mehr so zeitig geklingelt, wie heute Morgen. 6:30 Uhr wusste ich erstmal kurz nicht, wo ich bin und warum ich mir überhaupt den Wecker gestellt habe. Mir fiel es allerdings ziemlich schnell wieder ein. Ich musste zum ersten Mal in meinem Leben vor Gericht!
Auf dem Weg nach Eilenburg herrschte in meinem Kopf Leere. Ich konnte an nichts denken und starrte einfach nur aus dem Fenster. Ich hab am ganzen Körper gezittert, als ich das Gerichtsgebäude betreten habe und mein Herz raste als ich den Richter sah.

Ich habe heute auch zum ersten Mal die anderen Beteiligten des Unfalls gesehen. Das hat mir im Voraus am meisten Angst gemacht. Ich hab zum ersten Mal die Menschen gesehen, welche durch mich schwer verletzt wurden. Ich konnte schon einige Nächte vorher nicht richtig schlafen, vor Aufregung und Anspannung.

Ich wurde wegen Gefährdung des Straßenverkehrs angeklagt. Die Verhandlung zog sich fast 3  Stunden in die Länge und der ganze Fall wurde noch einmal komplett auseinander genommen. Es war irgendwie schrecklich, alles so detailliert zu hören. Ich kann mich noch      immer an nichts von dem Ganzen erinnern, trotzdem musste ich eine Menge Fragen beantworten. Auch hatte ich die Möglichkeit, mich bei den anderen Geschädigten zu entschuldigen. Das war mir an dieser Stelle das Wichtigste.

Jetzt sitz ich grad mit einer Weinschorle auf der Couch und bin froh, dass ich es hinter mir lassen kann. Ich bin zwar nicht um eine Strafe herum gekommen, aber ich bin erleichtert und froh, dass auch die anderen zwei Verletzten meine Entschuldigung angenommen haben.

2 Kommentare

  1. Peggy

    Liebe Maria,
    ich habe immer Deine Beiträge gelesen und fiebernd deinen Prozess erwartet.
    Habe sehr oft an Dich gedacht und die Daumen gedrückt.
    Ich bin froh, dass jetzt alles durchgestanden ist und Du und Deine Familie ein bisschen Abstand gewinnen könnt.
    Ich glaube Dir, dass dieser Tag der wohl schwierigste bisher in deinem Leben war.
    Jetzt kannst Du nach vorne schauen und Deine Zukunft gestalten.
    Und so wie ich Dich in den letzten Monaten als großen Kämpfer erlebt habe, wirst Du auch diese Herausforderung meistern.
    Dein Papa ist mir noch einen Sekt schuldig, wenn wir auf dein bestandenes Studium prosten.
    Ich habe heute richtig den Stein, bei Ihm plumsen gehört.

    Sei lieb gegrüßt und alles, alles Gute.
    Peggy

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